1879
Ida Kerkovius wird am 31. August in Riga im damaligen Livland (heute Lettland) geboren. Sie ist das vierte von zwölf Kindern von Juliane Christine Charlotte Schulz (1852 – 1915) und Theodor Ferdinand Kerkovius (1838 – 1915). Die wohlhabende Gutsbesitzerfamilie Kerkovius besitzt neben einem Landgut in Saadsen auch mehrere Häuser in der lettischen Hauptstadt, wo sie Ihre Kindheit und Jugend verbringt. 1899
Abschlussdiplom der privaten Jung-Stillingschen Mal- und Zeichenschule in Riga. 1901
Anlässlich einer Ausstellung des Rigaer Kunstsalons sieht sie Arbeiten der Hölzel - Schülerin Martha Hellmann. 1902
Studienreise über Venedig und Florenz nach Rom. Die Rückreise führt sie über Wien nach Dachau, wo sie für fünf Monate ihre künstlerische Ausbildung bei Adolf Hölzel fortsetzt. Bis 1907
Aufenthalt in Livland. Erste Ausstellungsbeteiligung mit „Studien aus Dachau“ im Rigaer Kunstverein 1904. 1908 - 1911
Wiederaufnahme der künstlerischen Ausbildung in der privaten Malschule von Adolf Mayer in Berlin. Im gleichen Jahr zieht sie nach Stuttgart, um an der „Königlich Württembergischen Akademie der bildenden Künste“ bei Adolf Hölzel ihr Studium fortzusetzen. 1911 wird sie Meisterschülerin und Assistentin Hölzels mit eigenem Atelier an der Akademie. 1912
Reise mit Hölzel und seinen Schülern nach Montjoie (Monschau) in der Eifel und weiter nach Köln zur „Internationalen Ausstellung des Sonderbundes“, wo Werke der internationalen Avantgarde gezeigt werden. 1914
Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs werden ihr als nunmehr russische Staatsangehörige Meisteratelier und Lehrbefugnis entzogen. Sie bezieht ein neues Atelier in der Urbanstraße 53. Auch der größte Teil des Familienvermögens geht verloren. 1915 – 18
In den Kriegsjahren nimmt Hanna Bekker vom Rath bei ihr privaten Mal- und Zeichenunterricht. Neben einer engen Freundschaft, die beide Frauen lebenslang verbindet, wird die spätere Kunsthändlerin während der Nazizeit zu ihrer maßgeblichen Sammlerin und Mäzenin, lädt sie regelmäßig nach Hofheim/Ts. in das „Blaue Haus“ ein und vertritt sie seit 1947 in der Galerie des Frankfurter Kunstkabinetts. 1916 Beteiligung an der Ausstellung „Hölzel und sein Kreis“ im Freiburger Kunstverein. 1920 – 23
Schülerin am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Sie belegt Kurse u.a. bei Johannes Itten, Wassily Kandinsky und Paul Klee und erlernt das Kunsthandwerk der Weberei. Teilnahme an der Bauhausausstellung von 1923 mit Skizzen, großen Teppichen und Wandbehängen. 1924 - 1932 Der Verkauf des „Bodenteppichs Bauhaus“ an Hanna Bekker vom Rath ermöglicht es ihr, einen großen Teppichwebstuhl zu erwerben, der ihr vor allem während der Nazizeit den Lebensunterhalt sichert. Sie nimmt an zahlreichen renommierten Ausstellungen teil, u.a. in Berlin (Novembergruppe 1925, 1928 und 1929), Paris (Salon de l’Art d’Aujoud’hui 1926) und Düren (Leopold-Hösch-Museum 1929). 1930 veranstaltet der Württembergische Kunstverein in Stuttgart ihre erste große Einzelausstellung. 1931/32 unternimmt sie mehrere Reisen, die sie nach Lettland, in die Schweiz und nach Norditalien führen. 1933 – 1938
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten werden zwei ihrer Arbeiten aus öffentlichen Sammlungen (Kunsthalle Karlsruhe und Staatsgalerie Stuttgart) entfernt. Das kleinformatige Ölbild „Bild I“ (Visionen) aus Karlsruhe wird 1937 in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ zur Schau gestellt. Dennoch erhält sie kein Berufs- oder Ausstellungsverbot. Zwischen 1934 und 1939 unternimmt sie Reisen nach Norwegen und Bulgarien. Bei Riga entstehen in den Jahren 1937 – 1939 stimmungsvolle und farbintensive Strandbilder. 1939 – 1945
Mit der Besetzung Lettlands durch russische Truppen verliert sie zu Beginn des 2. Weltkriegs außer der Heimat auch das restliche Familienvermögen. Neben kunsthandwerklichen Arbeiten verdient sie ihren Lebensunterhalt mit privatem Kunstunterricht. Ihr Atelier in der Urbanstraße wird zum Treffpunkt der Stuttgarter Kunstszene während der Kriegsjahre. 1944 wird das Atelier durch einen Bombentreffer zerstört. Obwohl die meisten ihrer Arbeiten ausgelagert waren, wird doch vieles zerstört. 1946 – 1970
Nach Kriegsende bietet ihr der befreundete Stuttgarter Geschäftsmann, Sammler und späterer Gründer der Galerie Maercklin, Erich Schurr, einen Teil des „Behelfsheims“ auf seinem Grundstück in Degerloch an, und errichtet ihr dort in den 50er Jahren ein eigenes Häuschen. In dieser „Künstlergemeinschaft“ mit Erich Schurr, selbst Künstler des weiteren Hoelzel-Kreises, seiner Frau Margarete, Schülerin von Kerkovius in den 30er Jahren, und der Familie entwickelt sich für Ida Kerkovius eine lebendige, fruchtbare Lebenssituation, die ihr bis zu ihrem Lebensende Rückhalt und Sicherheit gibt, so daß sie sich ganz ihrer Arbeit widmen kann. 1948 werden gleich zwei für sie wichtige Einzelausstellungen veranstaltet: Von Hanna Becker vom Rath im Frankfurter Kunstkabinett und durch den Württembergischen Kunstverein in Stuttgart. Die überaus positive Resonanz seitens der Öffentlichkeit und der Kunstkritik lassen sie zu einer gefragten Künstlerin avancieren, die mit Ehrungen und Preisen überhäuft wird. 1950 wird sie Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, 1954 wird ihr anlässlich der Ersten Jahresschau des Baden-Württembergischen Kunsthandwerks der Staatspreis, im gleichen Jahr das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. 1955 gewinnt sie den 1. Preis der Ausstellung „Ischia im Bilde deutscher Maler“ des Heidelberger Kunstvereins, der mit einem vierwöchigen Aufenthalt auf der Insel verbunden ist. 1962 wird sie Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart sowie der Künstlergilde Esslingen. Neben Otto Dix, Willi Baumeister und Erich Heckel zählt sie zu den Gründungsmitgliedern, dem „Rat der Zehn“ des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Es folgen umfangreiche Aufträge für Glasfenster, für das Rathaus (1955) und das Sozialamt (1956) der Stadt Stuttgart sowie das Stuttgarter Landesgewerbemuseum und den Andachtsraum der Tübinger Universitätsklinik (1958). Neben zahlreichen Ausstellungen in öffentlichen Institutionen, entwickelt sich eine enge, langjährige Zusammenarbeit mit angesehenen privaten Galerien in München (Günther Franke), Düsseldorf (Alex Vömel), Frankfurt (Hanna Bekker vom Rath) und Stuttgart (Maercklin). Ihre Reiselust ist auch im Alter ungebrochen. Sie unternimmt zahlreiche Studienreisen, die sie wiederholt nach S. Angelo auf Ischia führen (1952, 1954, 1955). 1953 und 1954 bereist sie die Bretagne und Südfrankreich, 1960 Holland, 1965 den Gardasee. Hier entsteht der Film „Die Malerin Ida Kerkovius“ des Südfunks Stuttgart. Zu ihrem 90. Geburtstag wird sie mit mehreren Ausstellungen, u.a. im Württembergischen Kunstverein und in der Stuttgarter Galerie Maercklin geehrt. Ida Kerkovius stirbt am 8. Juni 1970 in Stuttgart. (als Hauptquelle wurde der Ausstellungskatalog „Ida Kerkovius – Retrospektive“, Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg, 2001 verwendet)

Ida Kerkovius – Biographie

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